132 Seiten 2 Abbildungen Deutsch Paperback 139 g 18,5 x 11,5 cm
Erscheinungsdatum: 04.11.2024
Belletristik
Der persönliche Jesus
von Günter Flohrs
Die Apokalypse beginnt in Stuttgart. Nachdem ein Beben den Fernsehturm zum Einsturz bringt, ist nichts mehr wie es war – und das ist erst der Anfang. Weitere Prophezeiungen frei nach Johannes lassen nicht lange auf sich warten.
Alles scheint verloren. Bis auf Paul. Zwar reißen die Erdstöße auch seine Bilder von den Wänden, samt Kruzifix. Doch zum Glück erweist sich die Perlmuttfigur, die beim Sturz vom Holzkreuz fällt, als der wahrhaftige Jesus. Klein zwar, aber überaus göttlich und sehr sympathisch. Mit dem Erlöser an der Seite begeben sich Paul und seine Freundin Squigy zunächst an den Ort größter menschlicher Verfehlungen, in den Stuttgarter Konsumtempel Milaneo. Dort entlädt sich der blanke Zorn des Heilands. Mit Laserstrahlen, die aus seinen Augen brechen, setzt Jesus erst die Schaufensterpuppen von Primark in Flammen, dann die Auslagen im Mediamarkt. Mit Engels-Hilfe gelingt schließlich die Flucht vor der Polizei nach Reutlingen, wo der Auserwählte im Haus von Pauls Eltern auf den fränkischen Kabarettisten Lukas Ergenzinger trifft. Dieser ist niemand anderes als der personifizierte Antichrist.
Günter Flohrs scheut keine rote Linie, um seine Leser auf den Zustand der Welt aufmerksam zu machen. Das ist nicht nur grotesk, sondern auch höchst unterhaltsam. Dabei gelingt Flohrs ein Kunstgriff im Umgang mit dem christlichen Glauben. Trotz der vielen kuriosen Einfälle wird Jesus hier weder angegriffen noch ins Lächerliche gezogen. Der Glaube an das Übersinnliche scheint für Flohrs vielmehr die Hoffnung zu symbolisieren, dass es am Ende womöglich doch anders kommt.